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Berührorte

Stellt man sich die elliptischen Kreise eines Kreisbüschels als bewegte Wellen längs der hyperbolischen Kreise des Büschels vor, dann liegt die Frage nach der Überlagerung zweier solcher Wellenbewegungen nahe: wo berühren sich die Wellen, wo schneiden sie sich senkrecht? Da möbiusgeometrisch W-Bewegungen aus Kreisbewegungen einfach durch Drehstreckung entstehen, kann man die Frage allgemeiner formulieren:
  • Wo berühren sich die W-Kurven zweier W-Bewegungen?
Wir erinnern daran, dass für eine W-Bewegung ein Berührgeradenvektor dann und nur dann tangential an die W-Kurve ist, wenn gilt. Die Bahnkurven zweier Infinitesimalen berühren sich in einem Punkt, wenn eine Berührgerade in diesem Punkt beide Bahnkurven berührt. Das ist genau dann der Fall, wenn in diesem Punkt gilt - und zwar unabhängig von der komplexen Normierung - dh. es gilt dann oder für jeden Berührgeradenvektor in diesem Punkt. Wir definieren die antilineare Abbildung als HERMITEsches Produkt
und stellen fest: ist eine HERMITEsche Abbildung, d.h. es gilt . Fazit: Der Ort, in dem die W-Kurven der zwei W-Bewegungen sich berühren, ist die spezielle bizirkulare Quartik
"Bizirkulare Quartik": in jedem euklidischen KOS erhalten wir für eine Quartik der Form
"Speziell": die oben definierten Quartiken sind von einem speziellen Typ! Wir erlauben uns, diese speziellen Quartiken CASSINI-Quartiken zu nennen und begründen diese Namensgebung auf den folgenden Seiten.
Schnitt unter einem vorgegebenen Winkel
  • Die W-Kurven der W-Bewegung schneiden die W-Kurven von unter dem Winkel in denjenigen Punkten der Möbiusquadrik, in denen gilt.
  • Ein Punkt liegt genau dann auf der Quartik, wenn Pol einer der Infinitesimalen ist.
Begründung der 2. Aussage: Es gelte für einen Berührgeradenvektor : . Dies ist unabhängig von der komplexen Normierung von . Wir können daher durch geeignete Drehung von erreichen, dass gilt: dh. berührt die zu gehörende W-Kurve. Nach Voraussetzung ist dann aber auch . Der um gedrehte Berührgeradenvektor ist also tangential an die zu gehörende W-Kurve: die beiden W-Kurven schneiden sich in dem zu gehörenden Punkt unter dem Winkel . Begründung der 3. Aussage: Die Gleichung ist genau dann lösbar, wenn ist. Die 3. Aussage läßt eine bemerkenswerte Interpretation zu: Die reell-2-dimensionalen Unterräume von , also die reellen GERADEN (*s.u.) in , sind die gesuchten Berühr-Orte. Aus diesem Grunde haben wir das Symbol für das HERMITEsche Produkt zweier Vektoren aus gewählt. Das "underline"-h steht für HERMITEsch. Die HERMITEschen Produkte erzeugen den Vektorraum der HERMITEschen Abbildungen von , eine Basis ist beispielweise, ausgehend von einer euklidischen Basis in : . Der Vektorraum der HERMITEschen Formen ist reell 9-dimensional, man vergleiche dazu auch die oben angegebene allgemeine Gleichung von bizirkularen Quartiken. Wir werden später zeigen, dass dies nicht ohne Grund dieselbe Dimension ist wie die aller quadratischen Formen (mit Spur 0) des Möbiusvektorraumes . Kurz angedeutet: Nullstellen HERMITEscher Formen sind die Schnitte der Möbiuskugel mit einer 2.ten Quadrik! (*) Damit die Sprachverwirrung sich in Grenzen hält, kennzeichnen wir "Geraden" im Geradenraum, also 2-dimensionale Unterräume des Geradenvektorraumes mit Majuskeln: GERADEN. Diese Seite ist Teil des GeoGebra-Books Moebiusebene.